FAQ Passivhaus und Domus Suavis
1. Kann man in Passivhäusern die Fenster öffnen?
2. Muss man bei Passivhäusern ein "Thermoskannen-Klima" befürchten?
3. Mache ich mich beim Passivhaus nicht von komplexer Technik abhängig?
4. Ist die extreme Wärmedämmung eines Passivhauses langfristig wirtschaftlich?
5. Haben nicht Holz- oder Lehmhäuser das natürlichere Klima, weil sie atmende Wände haben?
6. Sind so extrem gedämmte Häuser nicht im Sommer viel zu warm?
7. Kann man Häuser nicht auch überdämmen?
8. Pustet eine Lüftungsanlage keine Keime in die Wohnung?
9. Gibt es heute nicht schon Null-Energie-Häuser?
10. Warum freier Grundstücksmarkt?
1. Kann man in Passivhäusern die Fenster öffnen?
Es ist das am häufigsten gegen Passivhäuser geäußerte Vorurteile überhaupt und es ist schlichtweg falsch!
Ja, man kann bei einem Passivhaus die Fenster öffnen, wie bei jedem Haus. Man kann das auch im Winter tun, ohne die Lüftungsanlage irgendwie aus dem Takt zu bringen. Nur die Energiesparziele werden durch häufiges Fenster-Lüften gestört. Der Wärmeverlust ist bei Fensterlüftung genauso groß, wie bei jedem Haus. Dafür muss man aber beim Passivhaus die Fenster nicht mehr öffnen, da durch die Lüftungsanlage immer frische Luft vorhanden ist. Typischerweise wird die Luft in spätestens drei Stunden vollständig ausgetauscht. So häufig lüften die wenigsten Ihre Wohnungen.
2. Muss man bei Passivhäusern ein "Thermoskannen-Klima" befürchten?
Das "Thermoskannen-Klima" ist eine Wortschöpfung, die mehrfach lanciert wurde, um Passivhäuser in unsachlicher Weise zu diskreditieren. Das Wort impliziert das Gefühl, eingesperrt zu sein und im eigenen Saft zu garen, sprich mit Feuchtigkeit konfrontiert zu sein.
Beim Passiv-Haus ist jedoch genau das Gegenteil der Fall:
Die Luft ist wegen der großen Luftwechselraten eben zu keinem Zeitpunkt zu feucht. Auch können, wie unter (Punkt 1.) gesagt, die Fenster bei Bedarf jederzeit geöffnet werden.
Sollten die Erbauer jedoch im Gegenteil Trockenheit vermeiden wollen, so können mit überschaubarem technischen Aufwand diesbezüglich Maßnahmen getroffen werden. Eine mögliche Maßnahme ist ein "Luftbrunnen", bei dem die Luft für die Lüftungsanlage durch ein Kiesbett angesaugt wird, wodurch diese gereinigt, klimatisiert und im Winter befeuchtet wird. Eine andere Maßnahme besteht in dem Einsatz eines separaten Heizsystems (wie es in herkömmlichen Häusern üblich ist), so dass die Luftwechselraten unabhängig vom Wärmebedarf gesenkt werden können.
Besagtes "Thermoskannen-Klima" ist im Gegensatz zum Passivhaus heute jedoch tatsächlich bei jedem gewöhnlichen Neubau gemäß gültiger Normen gegeben, weil die Häuser gewisse gesetzliche Anforderungen an Dichtheit erfüllen müssen. Wird ein aktueller Neubau nicht mindestens drei mal täglich gelüftet, bildet sich zuverlässig innerhalb weniger Jahre Schimmel zwischen Mauerwerk und Dämmstoffen so wie an verschiedenen Wärmebrücken und undichten Stellen im Mauerwerk. Um diese Nachteile zu vermeiden, müssten Neubauten bewusst undicht gebaut werden, so dass die entstandene Zirkulation zur Abfuhr von Feuchtigkeit beiträgt. Abgesehen von dem damit verbundenen Wärmeverlust will auch aus gesundheitlichen Gründen niemand zu diesem Zustand zurückkehren. Die einzige Lösung zur Vermeidung des Feuchtigkeitseintrages in das Mauerwerk ist somit eine Belüftungsanlage, wie sie eben Passivhäuser aufweisen. Somit haben Passivhäuser im Gegensatz zu herkömmlichen Neubauten eben kein "Thermoskannen-Klima", sondern wesentlich bessere Luftqualität als diese. Durch die zuverlässige Vermeidung von Feuchtigkeit und Schimmel bieten Passivhäuser vor allem im Gegensatz zu herkömmlichen Neubauten einen dauerhaften Werterhalt der Substanz.
3. Mache ich mich beim Passivhaus nicht von komplexer Technik abhängig?
Das einzige permanent in Betrieb befindliche Element eines Passivhauses ist ein Lüftungsrad oder alternativ je ein Lüftungsrad pro Wohnung.
Der mögliche Ausfall dieses Lüfterrades ruft in keinem Fall akute Probleme hervor. Bei ausgefallener Lüftungsanlage kann das Haus über die Fenster gelüftet werden, ohne dass dies in irgendeiner Weise kritischer wäre, als bei jedem modernen Haus (Lediglich bei Altbauten mit zugigen Fenstern und Mauerspalten kann auch ohne Fensterlüftung ein knapp ausreichender Feuchtigkeitsaugleich erzielt werden - um den Preis hoher Energieverluste und geringerer Behaglichkeit). Jeder normale Neubau ist heute so luftdicht ausgeführt, dass ohne Lüftung wie bei einem Passivhaus vollkommen unzureichende Luftwechselraten gegeben sind. Durch die konsequente Wärmebrückenfreiheit erweist sich das Passivhaus bei ausgefallener Lüftung sogar noch als resistenter gegen Feuchtigkeitsprobleme, im Vergleich zu gewöhnlichen Neubauten.
Mit Sicherheit ist über die Jahre auch einmal mit dem Ausfall eines Lüfterrades zu rechnen. Dies zieht aber weder Probleme, noch hohe Kosten mit sich, sondern ist eine schnelle Routine-Reparatur.
Der Stromverbrauch der Lüftungsanlage ist zwar tatsächlich einer der größten Energieverbrauchsfaktoren eines Passivhauses. Absolut gesehen ist er aber immer noch minimal, insbesondere im Vergleich zu den durch die Wärmerückgewinnung erzielten Energieeinsparungen.
4. Ist die extreme Wärmedämmung eines Passivhauses langfristig wirtschaftlich?
Wer ein Passivhaus aus reinen Aspekten einer verkürzten Renditerechnung in Erwägung zieht, wer dabei innerhalb von 10 Jahren den Mehrinvest zurückhaben will und wer auf ungefähr gleichbleibende Energiepreise setzt, der kann vielleicht darlegen, dass sich das Passivhaus so gesehen nicht rechnen würde.
Wer hingegen, so wie wir, ein Passivhaus als langfristige Wertanlage sieht, eventuell darinnen leben will und nachhaltig denkt, der hat überzeugende Argumente zur Hand, die gerade aus wirtschaftlicher Sicht kaum eine Alternative zum Passivhaus zulassen.
Die Mehrkosten für die Errichtung eines Hauses in Passivhausbauweise werden im allgemeinen auf rund 10% geschätzt. Den Mehrkosten für Dämmung und Lüftungsanlage steht der mögliche Verzicht auf eine konventionelle Heizanlage gegenüber.
Da durch den Einzug in eine Passivhauswohnung vom ersten Tag an extrem nierige Heizkosten entstehen, kann beispielsweise eine höhere Zins- und Tilgungsbelastung eines möglichen Darlehens bedient werden, ohne wirtschaftlich knapper da zu stehen. Wahrscheinlich können allerdings die Mehrkosten des Passivhauses durch die Organisationsform der Baugemeinschaft vollkommen ausgeglichen werden.
Langfristig (also nach Abzahlung aller Darlehen) stehen die Bewohner eines Passivhauses selbstverständlich besser da, als die Bewohner anderer Häuser. Dies gilt insbesondere für wahrscheinliche Szenarien erhöhter Energiepreise bzw. einer Verknappung jeglicher Enerieversorgung.
Nicht zuletzt ist die Wertentwicklung eines der driftigsten Argumente für die Alternativlosigkeit eines Passivhauses. Es ist sehr wahrscheinlich, dass in Zeiten knapperer Energieversorgung eine Passivhauswohnung auf dem Wohnungsmarkt erhebliche bessere Verkaufspreise erzielen kann, als andere zum gleichen Zeitpunkt erbaute Wohnungen. Dafür sprechen nicht nur die bessere Energieeffizienz, sondern auch das behaglichere Wohnklima und insbesondere die absolute Freiheit von Schimmelbildung in der gesamten Bausubstanz aufgrund der Lüftungsanlage.
5. Haben nicht Holz- oder Lehmhäuser das natürlichere Klima, weil sie atmende Wände haben?
Das Konzept der Atmenden Wände hätte seine Bedeutung nur in Häusern, die zu wenig gelüftet werden. Selbst die atmungsaktivsten bekannten Baustoffe können beim besten Willen nicht annähernd wirkungsvoll zum Ausgleich des Feuchtigkeitshaushaltes beitragen, wenn eine Wohnung nicht gelüftet wird. Atmungsaktive Wände können lediglich bei unzureichend gelüfteten Wohnungen durch einen lokalen Feuchtigkeitsabtransport (beispielsweise hinter Schränkten) lokale Schimmelbildungen vermindern. Diese Aufgabe spielt beim Passivhaus keine Rolle.
Es ist nicht auszuschließen, dass Häuser aus baubiologisch hochwertigen Stoffen eine eigene Wohnatmosphäre schaffen (was mit einfachen physikalischen Betrachtungen allerdings kaum zu stützen ist). Prinzipiell wäre es auch möglich ein Passivhaus aus Lehm oder Holz zu errichten. Allerdings wären dann noch einmal höhere Preise zu entrichten. Eine Dampfsperre wäre nichtsdestotrotz erforderlich. Aus wirtschaftlichen Gründen wird bei Domussuavis von derartigen Lösungen abgesehen.
6. Sind so extrem gedämmte Häuser nicht im Sommer viel zu warm?
Es gab inder Anfangszeit der Versuche mit extrem energieeffizienten Häusern Beispiele für passive Sonnenwärmenutzung, die im Sommer zu extremen Problemen führten.
Heutige Passivhäuser weisen nicht mehr die übergroßen südlich ausgerichteten Fensterflächen auf. Wenn, wie es sinnvoll ist, ein Sonnenschutz vorgesehen wird, können Passivhäuser sogar einen wirksamen Wärmeschutz bieten, weil sie im Sommer die Kühle der Nacht für den Tag speichern können.
7. Kann man Häuser nicht auch überdämmen?
Es gibt bei Passivhäusern keine negativen zu erwartenden Phänomene im vergleich zu Häusern entsprechend gesetzlicher Standards. Moosbildung auf der Fassade zum Beispiel ist heute bei jedem Neubau ein Thema und die Fragestellung, ob oder wie auf fungizide Fassadenanstriche verzichten könnte, lässt sich durch Verzich auf Passivhausbauweise nicht umgehen.
8. Pustet eine Lüftungsanlage keine Keime in die Wohnung?
Berichte über Keime stehen in der Regel im Zusammenhang mit einem Erdwärmeregister. Hierbei wird Luft durch Kanäle in der Erde geleitet, um im Sommer Kühle zu schaffen und im Winter Luft über der Frostgrenze anzusaugen. Diese Kanäle hätten einer regelmäßigen Reinigung bedurft, da sich im Sommer in den kühlen Kanälen Kondensat sammelte. Daher werden Erdregister heute nicht mehr so häufig eingesetzt und sie werden auch in diesem Projekt nicht favorisiert.
Bevorzugt sollen alle Kanäle der Lüftungsanlage zu reinigen sein. Ein Luftfilter hält ohnehin den größten Teil der feinen Partikel zurück, so dass die Luftqualität in den Wohnungen eher deutlich über der Außenluft und über der Luft in gewöhnlichen Wohnungen liegen sollte. Für Hygienische Probleme gibt es keine Anhaltspunkte (und solche sind bei den uns bekannten Passivhausprojekten auch nicht bekannt).
9. Gibt es heute nicht schon Null-Energie-Häuser?
Der Begriff "Nullenergiehaus" ist nicht geschützt. Im Allgemeinen versteht man darunter ein wie auch immer gedämmtes Haus, auf dessen Dach beispielsweise durch Photovoltaik Energie gewonnen wird, die gegen die erforderliche Heizenergie über das Jahr verrechnet wird.
Der Begriff "Nullenergiehaus" sagt nichts über die Qualität der Bausubstanz aus. Nachwievor ist nach meinem Kenntnisstand das Passivhaus die effizienteste Form, Häuser zu bauen. Sollten Teilhaber der Baugemeinschaft später Interesse an der Errichtung einer Photovoltaikanlage haben, so steht der Umwandlung des Hauses in ein "Nullenergiehaus" nichts im Wege.
10. Warum freier Grundstücksmarkt?
In München gibt es inzwischen eine Vielzahl von Baugemeinschaften, die sich um die wenigen angebotenen Grundstücke bewerben.
Da eine Baugemeinschaft im Allgemeinen etwas mehr Zeit beansprucht, bis die Finanzierung eines Grundstückes organisiert werden kann, gestaltet sich die Suche nach Grundstücken auf dem freien Grundstücksmarkt im allgemeinen etwas schwieriger.
Die Stadt München hat in den letzten Jahren eine Reihe von Grundstücken extra für Baugemeinschaften reserviert. Allerdings reichte die Zahl der für diesen Zweck reservierten Grundstücke bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Viele Mitglieder von Baugemeinschaften warten schon seit vielen Jahren erfolglos auf ein Grundstück.
Aus diesem Grund wagt Domus Suavis den Vorstoß auf dem freien Grundstücksmarkt. Durch das Angebot der Beteiligung der Grunstückseigentümer an der Baugemeinschaft erhofft Domus Suavis, Partner zu gewinnen, die bislang auf dem Grundstücksmarkt nicht aktiv geworden wären und die die Geduld bis zur Sicherung der Finanzierung aufbringen können.
Domus Suavis wird sich aber zwischenzeitlich auch an Ausschreibungen der Stadt beteiligen. Als nächstes steht die Vergabe von Grundstücken an der Domagkstraße an.
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